Tag 16 (11.03.25) – nicht gefahren und doch so viel erlebt

Der Wind frischte gestern Abend nochmal richtig auf und mit Regengeplätzscher schlief ich ganz entspannt ein. Heute Morgen war es dann windstill draußen und wieder trocken. Ich entschied mich aufgrund des sonnigen Wetters, hier zu bleiben. Auf meinem heutigen Programm stand Wäsche waschen und eine Fahrradtour machen. Doch es wurde viel mehr als heute Morgen gedacht. Zuerst habe ich meine Wäsche der letzten zwei Wochen durch die Industrie-Maschine gejagt und rund um den Bulli aufgehängt. Danach bin ich rüber in die Lobby.

Pilgerstätten sind Orte der Zusammenkunft und hier treffen Menschen zusammen. Diese Erfahrung durfte ich heute auch machen. Und das gleich mehrfach. Als ich heute Morgen dann in der Lobby saß, um mir das Kartenmaterial von Portugal für meinen Fahrradcomputer herunterzuladen, kam ich mit Hilal in Kontakt. Die 40-jährige Mannheimerin hatte hier in der Herberge übernachtet und ist für eine Woche in Portugal unterwegs. Wir quatschten wirklich lange und tranken im Ortscafé einen Latte Macchiato. Sie fuhr dann mit dem Zug weiter und ich startete meine Fahrradtour.

Zuerst ging’s am Strand lang, ein herrlicher Weg wirklich direkt am Wasser lang, bis ich in Viana do Castelo ankam. Dort hatte ich auf dem Schutzdeich einen coolen Ausblick aufs Meer und die Wellen peitschten bis auf den Weg.

Die über Komoot geplante Route führte mich zuerst an ein paar Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei.

Irgendwann ging’s dann bergauf. Die Straße war zwar steil, aber mit dem richtigen Gang echt gut machbar. Dabei bot sich mir eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt und das Meer.

Der Weg wurde dann immer steiler, sodass ich irgendwann absteigen musste und etwa einen Kilometer den Berg hochschieben musste. Auf einer Forststraße hörte ich Schüsse, bis ich feststellte, dass in der Gegend ein Militärgelände ist und an dem Schießstand Schießen trainiert wurde.

Nach kurzer Zeit wurde der Weg dann immer kleiner und kleiner und vor allem matschiger. Auf den ersten hunderten Metern dachte ich mir, dass das bestimmt besser wird und habe mich auch gefragt, warum solch ein Weg als Fahrradweg angegeben wird. Zugegen, ich habe als Fortbewegungsmittel ein Gravelbike angegeben, aber die Strecken gingen schon sehr in Richtung Mountainbike. Ich überquerte nochmals eine Forststraße, ging aber weiter geradeaus, also den matschigen Weg. Kurze Zeit später verkantete sich ein Ast in meiner Schaltung und mit einem lauten Knacks war die Kette vom Zahnrad abgesprochen. Mitten im Wald friemelte ich die Kette wieder aufs Zahnrad, hatte danach natürlich ölige Finger aber konnte wieder fahren.

Irgendwann musste ich sogar einen Bach überqueren, zog dafür die Schuhe aus, krempelte die Hosenbeine hoch und watschelte mit Sack und Pack über die ziemlich rutschen Steine mit der Sorge, gleich ein schön kaltes Bad zu nehmen. Aber es hat alles geklappt. Weiter ging’s, nachdem die Schuhe wieder angezogen und die Kamera fast am Wasser vergessen wurde…

Im Laufe der nächsten Meter stellte ich jedoch fest, dass da, wo mein Navi sagte, es sei Weg, gar kein Weg war. Ich überlegte kurz, entschied mich dann aber ziemlich schnell, wieder umzudrehen. Wer weiß wohin ich hier gekommen wäre…

Über eine andere Route, die ich dann über den Computer berechnet habe, ging’s dann Richtung Bulli. Zwischendurch musste ich nochmal umdrehen, weil ich auf einmal vor einer Bahnschiene stand. Naja, die Karte braucht wohl mal ein Update.

Zurück an der Herberge war ich froh, heile wieder da zu sein. Dort war ein weiterer Camper dazugekommen. Doreen aus Düsseldorf, mit der ich auch ins Gespräch kam und die da herkommt, wo ich hinmöchte. Sie gab mir einige Empfehlungen, ich fütterte meinen Favoriten-Ordner in Apple Maps mit coolen Spots und teilte auch einige der Plätze, an denen ich in den letzten Tagen und Wochen stand. Sie ist seit Weihnachten unterwegs und hat kein Zeit-Limit.

Zwischendurch habe ich noch ein Foto mit Alex, dem Herbergsleiter gemacht, der sich sehr für meine 360-Grad Kamera begeistert hat.

Ein weiterer Camper steht hier auf dem Platz, ein Kastenwagen mit Wiesbadener Kennzeichen. Mit dem dänischen Pärchen, dessen alter VW LT-Camper in Barcelona ein Problem mit der Kupplung hat und die beiden deshalb jetzt mit einem Miet-Camper unterwegs sind, kam ich auch in Kontakt. Kim, ein 34 jähriger Mann fragte nach einer Nähnadel und zufällig hatte ich tatsächlich eine dabei. Seine Hose brauchte mal ein wenig Pflege. Gemeinsam mit seiner 31-jährigen Freundin Josefine und dem Hund Nils ist er schon über 8 Monate on Tour. Die beiden studieren aus dem Camper und kommen aus Kopenhagen.

Die beiden luden mich abends noch zu einem Glas Wein ein und wir quatschten fast 2,5 Stunden über Gott und die Welt, natürlich auf Englisch, in dem Miet-Plastik-Bomber, mit dem die beiden nicht wirklich zufrieden sind. Verständlich…

Meine Wäsche hatte ich kurz vorher noch abgehangen, allerdings war sie noch etwas klamm. Dank Standheizung war dann aber auch die Restfeuchtigkeit entflogen und jetzt habe ich erst einmal wieder frische Wäsche für etwa die nächsten zwei Wochen. Auch meine Batterie hat aufgrund der vielen Sonnenstunden sehr gut geladen. Von unter 30% komplett voll, nur mit Solar. Einfach cool 😎.

Müde falle ich jetzt ins Bett, morgen geht’s wahrscheinlich wieder weiter.

5 Kommentare zu „Tag 16 (11.03.25) – nicht gefahren und doch so viel erlebt

  1. Spannend, spannend… Gut, dass nur die Kette abgesprungen ist 😅 Der Ort sieht auf den Bildern so unscheinbar aus und doch bietet er solch schöne und interessante Momente und Begegnungen. Klasse. Gute Fahrt und liebe Grüße

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  2. So, heute habe ich dann mal von einem lieben Menschen erfahren, dass ich auch einen Kommentar zu deinen Blogs hinterlassen kann. Wusste ich noch nicht, daher danke an den lieben Menschen. 😊. Und einen ganz lieben Gruß von um die Ecke. Bin gespannt, was in der nächsten Zeit alles auf dich zukommt. Eine schöne Zeit noch 👋

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